Gildeleben ab 1949
Nach dem zweiten Weltkrieg gab es ein großes Loch in den Gildeunterlagen. Erstaunlich war es jedoch, mit welchem Anfangsbestand und Geld die Gilde wieder entstanden ist. Zum 31.07.1949 wurde erstmalig wieder eine ordentliche Gildeversammlung einberufen. Von diesem Jahr an fand regelmäßig ein Mal im Jahr eine Mitgliederversammlung am Nachmittag in der Gastwirtschaft in Giekau statt.
Die Gilde nannte sich damals „Sterbegilde Neuhaus“. Sie hatte 488 Mitglieder und einen Kassenbestand von 746,54 DM.Schon ein Jahr später erhöhte sich der Kassenbestand auf 1.229,83 DM, jedoch die Mitgliederzahl sank auf 448. Der Mitgliederschwund zog sich kontinuierlich bis in die 60er Jahre hin.Von 1953 bis 1955 fanden die jährlichen Mitgliederversammlungen in der Baracke Claßen in Emkendorf statt.
Erst am 22. Januar 1956 wurde die Mitgliederversammlung wieder nach Giekau einberufen. Hier wurde beschlossen, dass das Vereinslokal künftig die Gastwirtschaft in Giekau sein sollte. In dieser Versammlung wurde auch erstmalig ein Sommerfest erwähnt, für das ein Festausschuss gebildet wurde. In den 50er Jahren fand auch erstmals das Schießen neben dem Saal der Gastwirtschaft statt.
1957 wurde beschlossen, dass der Kassenführer und die Sammler eine Entschädigung erhalten sollen. In diesem Jahr wurde auch ein Sommerfest sowie ein Kappenfest veranstaltet. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Gilde 302 Mitglieder und einen Kassenbestand von 2.030,32 DM.
Im Jahre 1958 wurde erstmalig eine Rücklage bei der Kreissparkasse Plön angelegt. Eine außerordentliche Vorstandssitzung der Sterbegilde fand am 18. April 1958 statt. Hierbei ging es um die RM Abschluss– und Umstellungsrechnung vom 21. Juni 1948. Dazu wurde Herr Dr. Vogler als versicherungsmathematischer Prüfer beauftragt. Die Bearbeitung zog sich bis in das Jahr 1959 hin. Als Dr. Vogler am 30. März 1959 verstarb, übernahmen die Herren Ischebeck und Ryschwy die Bearbeitung, die die Angelegenheit dann am 27. November 1959 bearbeitet zurückreichten.
Während der Mitgliederversammlung im Jahr 1960 wurden die Beiträge auf 6,00 DM erhöht — sie waren im voraus zu entrichten. Das Sterbegeld erhöhte sich auf 130,00 DM.
Im Oktober wurde eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Der Grund dafür war der Tod des Kassenführers Sörmann. Auf dieser Versammlung wurde Herbert Anders zu seinem Nachfolger gewählt. Dieses Amt führte er bis zum Jahre 1999.
Im Herbst des Jahres 1960 fand erstmals ein Luftgewehrschießen im Saal bei Gastwirt Meier statt.
1961 war die Mitgliederzahl auf 298 gesunken. Dieses war der bislang niedrigste Stand seit 1949.
In den 60er Jahren fanden die Jahresvergnügen immer um das Pfingstwochenende statt.
Auf der Jahreshauptversammlung im Jahre 1964 wurde das Sterbegeld auf 180,00 DM erhöht. In diesem Jahr stieg die Mitgliederzahl wieder auf über 300.
1965 wurde beschlossen, dass die Gilde einem Sterbekassenverband beitreten soll.
Ende der 60er Jahre wurde auf dem heutigen Sportplatz aus einem alten Melkstand — umgebaut als Schießstand — in Richtung Moorlock geschossen. Das Moorlock war ein alter Bunker, der beim Schießen als Deckung genutzt wurde. Die Anzahl der Ringe wurde mit einem Zahlenstock angezeigt. In den Schießpausen wurde dieser besagte Stock auch dazu verwendet um anzuzeigen, wie viel Bier bzw. Korn benötigt wurde.
Auf der Mitgliederversammlung am 14.02.1970 schied aus Altersgründen der 1. Vorsitzende Gustav Boll aus.
Für ihn wurde Ferdinand Graf von Hahn gewählt. Er führte die Gilde über 30 Jahre. Sein Wunsch war es, aus der Sterbegilde keine sterbende Gilde werden zu lassen. Die Aktivitäten innerhalb der Gilde haben kontinuierlich zugenommen, ebenso wie die Mitgliederzahlen.
Seit 1971 wird das Gildevergnügen an zwei Tagen durchgeführt. In diesem Jahr wurde der Vorstand und ein Ausschuss beauftragt, eine neue Satzung auszuarbeiten. Auf der nächsten Mitgliederversammlung am 18.03.1972 wurde die Mustersatzung des Landes Schleswig-Holsteins für kleine Sterbegilden vorgelegt und einstimmig angenommen, so dass diese zur Genehmigung eingereicht werden konnte. Diese Satzung trat am 01.01.1974 unter dem neuen Gildenamen „Neuhauser Schützen– und Sterbegilde von 1881“ in Kraft.
Im folgenden Jahr — 1975 — wurde bereits über den Bau des neuen Schießstandes diskutiert. Zum Gildevergnügen am 30.Mai 1976 sollte der Schießstand fertig gestellt sein.
1976 wurde Magrit Hoffmann Königin der Neuhauser Schützen– und Sterbegilde. Ihre Freundinnen hatten nun die Idee, ihr zu Ehren eine Girlande zu binden und an ihrer Haustür anzubringen. Seit diesem Jahr existiert der „Königinnenteller“, der Jahr für Jahr an die amtierende Königin weitergereicht wird. Dieser wird jeweils mit dem Namen der Königin versehen.
Außerdem wurde seit diesem Jahr das Königspaar durch Orden und Kette/Brosche geehrt. Der König wird beim Kleinkaliberschiessen ermittelt, die Königin beim Kegeln.
Inzwischen schritt der Bau des Schießstandes voran. Die Kosten wurden zum Teil durch Spenden und Eigenleistung gedeckt.
Bei der Jahreshauptversammlung am 19,02.1978 stellte sich Armin Boock aus gesundheitlichen Gründen für das Amt des 2. Vorsitzenden nicht mehr zur Verfügung. Als Nachfolger wurde Gerhard Walter gewählt, der dieses Amt bis 1999 bekleidete.
Erstmals wurde in diesem Jahr auch ein Pokalschießen der Nachbargilde Wentorf erwähnt.
In diesem Jahr fand auf Schloß Neuhaus eine Vorstandssitzung statt, auf der die Verbesserung des Schießstandes (mit festem Mauerwerk) beschlossen wurde. Ferner veranstaltete die Gilde mit dem Sportverein Giekau ein Dorffest, auf dem der neue Schießstand eingeweiht wurde. Der 2. Vorsitzende Gerhard Walter wurde 1979 mit der Leitung des Schießwesens beauftragt.
Im Jahr 1980 stieg die Mitgliederzahl wieder auf über 400. In diesem Jahr wurde von dem amtierenden König eine Königskette gestiftet, die auch heute noch von König zu König weitergereicht wird.
Ein großer Meilenstein in der Geschichte unserer Gilde war das 100jährige Jubiläum im Jahre 1981 zu dem der damalige 1. Vorsitzende Ferdinand Graf von Hahn den Finanzminister des Landes Schleswig-Holstein, Herrn Rudolf Titzck, begrüßen konnte. Der überreichte im Auftrage des Ministerpräsidenten Gerhard Stoltenberg eine Urkunde sowie die Gildekette.
Zum Jubiläum trat die Gilde erstmals in einheitlicher Kleidung auf. Sie bestand für die Herren aus Strohhut, blauer Krawatte, grauer Hose, dunkler Jacke, sowie einer roten Nelke im Knopfloch und für die Damen aus grauem bzw. weißem Rock, Halstuch und dunkler Blazerjacke. Die roten Nelken werden bis zum heutigen Tage von Hertha Höppner eingekauft und verteilt. Ferner wurde für die Königin eine Schärpe und ein Diadem angeschafft, dieses wird jedes Jahr an die neue Königin weitergereicht. Der Festumzug bot mit seinen 180 Teilnehmern und der Engelauer Blaskapelle ein imposantes Bild. Unterbrochen wurde der Umzug von einem Kirchgang. Danach ging es in den Giekauer Kroog zum Schinkenbrotessen (Königsfrühstück). Anschließend ehrte der Minister unsere langjährigen Mitglieder für mehr als 50 Jahre Mitgliedschaft.
Nach dem offiziellen Teil ging es dann zum Gildeplatz. Minister Titzck eröffnete das Schießen. Eigens zu diesem Fest wurde ein neues Kleinkaliber– sowie Luftgewehr angeschafft.
1982 wurde in der Jahreshauptversammlung beschlossen, das Gildefest sollte künftig mit einem Umzug beginnen.
Aus der Haustürgirlande, die ihren Ursprung 1976 bei der damaligen Königin hatte, wurde 1982 eine Ehrenpforte. Sie wird von den Nachbarn und Gildemitgliedern am Tag vor dem Fest bei der Königin bzw. beim König aufgestellt und mit einem Umtrunk und einem Imbiss beendet. Seitdem ist es Brauch am Gildesonntag das Königspaar und die Jungkönigspaare zum Umzug durch das geschmückte Dorf abzuholen.
1984 wurde das Sozialgebäude — heute auch Gildehaus genannt — durch die Gemeinde errichtet. Die Gilde beteiligte sich finanziell daran.
Seit 1986 fanden die Jahreshauptversammlungen wieder an einem Sonntagnachmittag statt. Anschließend wurde Skat gespielt und geknobelt. Der Abend klang mit einem gemeinsamen Abendessen aus.
Der Gildebruder Ingo Pflüger aus Giekau stiftete ein Brett aus Ulmenholz.
Dieses wurde von den Gildebrüdern Kuno Wulf und Herbert Anders mit dem Schriftzug der Neuhauser Schützen– und Sterbegilde von 1881 beschriftet. Dieses Brett hat seinen Platz am Schießstand.
Im Herbst 1989 hat sich der Vorstand der Gilde Gedanken über eine neue Fahne gemacht. Die alte Fahne (100 Jahre alt) würde der Witterung nicht mehr standhalten. Daraufhin kam der damalige König auf die Idee, durch einen Spendenaufruf Gelder einzuwerben, um eine neue Fahne anzuschaffen.
1990 wurde bei der Jahreshauptversammlung ein Fahnenschrank für die alte Gildefahne vorgestellt, der von den Gildebrüdern Kuno Wulf und Herbert Anders angefertigt wurde und seinen Platz im Giekauer Kroog gefunden hat.
Die Fahnenweihe war am 27. Mai 1990 war für die Gilde ein historischer Tag. Abordnungen der Gilden Matzwitz, Darry, Behrensdorf, Lütjenburg, Wentorf und Högsdorf begleiteten den Festumzug, der um 9.00 Uhr vom Gildehaus begann.
Bei strahlendem Sonnenschein wurde der Umzug von der Engelauer Blaskapelle durch das Dorf begleitet. Den ersten „Halt“ gab es bei König Jochen am Giekauer Kroog. Anschließend wurde der Umzug durch Giekau fortgesetzt. Zurück am Gildeplatz erwartete uns Pastor Hube, der unsere neue Gildefahne zusammen mit der Patenfahne von Matzwitz weihte. Dabei wurde das Schleswig-Holsteinlied gesungen.
1993 wurde die handbetriebene Zuganlage des Schießstandes durch eine elektrische ausgetauscht.
1995 legte Kuno Wulf nach 20 Jahren sein Amt als Schriftführer der Gilde nieder. Zu seinem Nachfolger wurde Klaus Evers gewählt.
Das diesjährige Königspaar stiftete der Gilde das Wappen der „Neuhauser Schützen– und Sterbegilde von 1881, ein Eichenblatt auf runder Holzeinfassung; das vom Gildebruder Udo Gnewuch gefertigt wurde. Dieses hängt im Gildehaus.
1996 kam es zur Erweiterung des Vorstandes. Der jeweilige König gehörte bereits als beigeordnetes Mitglied dazu. Ab jetzt gehört auch die jeweilige Königin sowie der Kröger Jochen Wunder als Beisitzer dazu. Das diesjährige Königspaar stiftete der Gilde zum Andenken eine sehr schöne handgearbeitete Gildelade. Die Lade ist eine aus Eichenholz gearbeitete Holztruhe. Gildebruder Kuno Wulf fertigte diese Lade in liebevoller Kleinarbeit an. Sie dient zur Aufbewahrung von Gildeunterlagen und am Gildetag steht sie als Symbol auf dem Vorstandstisch.
Als weiteres Königssymbol stiftete das Königspaar 1997 das Zepter — von Gildebruder Udo Gnewuch gefertigt — welches seitdem von König zu König gereicht wird.
Auf der Jahreshauptversammlung 1999 legt Herbert Anders sein Amt als Kassenführer nach 39 Jahren nieder.
Zu seiner Nachfolgerin wurde Rita Anders einstimmig gewählt.
Quelle : Festzeitschrift zur 125 Jahrfeier 2006